Start / Ausgaben / BioPress 57 - November 2008 / Nachhaltigkeit schafft Sympathie

Nachhaltigkeit schafft Sympathie

Eine nachhaltige Erzeugung gehörte schon von Anfang an zu den Grundprinzipien des ökologischen Landbaus. Für viele in den letzten Jahren hinzu gekommende Bio-Konsumenten spielte dieser Aspekt lange Zeit aber nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig und augenfälliger waren zum Beispiel Schadstofffreiheit oder Tierschutz. Doch nun rückt der Nachhaltigkeits-Gedanke wieder ins Bewusstsein. Was eigentlich hinter dem Begriff steht und welches die Nutzen oder Chancen für die Bio-Branche sind, wollte Karin Artzt-Steinbrink bewusst machen. Sie ist Geschäftsführerin der Upländer Bauernmolkerei, die mit der gerecht bezahlten Erzeuger-fair-Milch vor drei Jahren einen Stein ins Rollen gebracht hat.


Karin Artzt-Steinbrink
Der ökologische Landbau gilt als Paradebeispiel für nachhaltiges Wirtschaften. Neben zahlreichen Auflagen zum Umweltschutz, spielt die gegenseitige Beeinflussung von Ökologie und Sozialem eine wichtige Rolle. Karin Arzt-Steinbrink verwies in diesem Zusammenhang auf die 'drei Gs', wonach sich Glaubwürdigkeit aus Genuss, Gesundheit und Gerechtigkeit zusammensetzt. Und Glaubwürdigkeit müsse sich auf die gesamte Produktionskette ausdehnen.

Um die Herstellung und den Verkauf von hochwertigen und gesunden Lebensmitteln fördern und den Verbrauchern eine Entscheidungshilfe auf dem unübersichtlicher werdenden Markt zu geben, haben einige Unternehmen im Frühjahr diesen Jahres die Initiative "Bestes Bio - Fair für alle" gegründet. Als Vorsitzende stellte Artzt-Steinbrink Sinn und Zweck des Vereins vor. Beitreten können Unternehmer, für die Bio mehr bedeutet, als eine bestimmte Anbauform. Damit sie das zugehörige Label verwenden dürfen, müssen sie jedoch bestimmte Kriterien erfüllen, wozu unter anderem eine nachhaltige Produktion mit aktivem Umweltschutz im Unternehmen gehört. Die Hersteller achten zum Beispiel auf Energieeffizienz und verwenden umweltschonende Verpackungsmaterialien. Außerdem müssen sie ihre Rohstoffe aus der Region beziehen; mindestens 60 Prozent aus Deutschland oder bei grenznaher Lage im Umkreis von 200 Kilometer. Es sei denn, sie sind nicht in ausreichender Menge und Qualität vorhanden. Außerdem verpflichten sich die Mitglieder zu fairen Wirtschafts- und Handelbeziehungen: Sie legen den Preis für Rohwaren in gegenseitigem Einvernehmen mit den Erzeugern fest und beziehen internationale Ware möglichst aus fairem Handel.


Ethische- und öko-soziale Ansätze können beispielsweise realisiert werden, indem die Mitarbeiter einen Mindestlohn und die Möglichkeit zur beruflichen und persönlichen Fortbildung bekommen. Auch nach außen hin sollten entsprechende Projekte oder Veranstaltungen unterstützt werden, heißt es in der Satzung. Ein weiteres wesentliches Kriterium ist, dass die Bio-Produkte im qualitätsorientierten Handel verkauft werden.

Das alles müsse aber auch transparent sein, betonte Karin Artzt-Steinbrink. Deshalb werden unter anderem die Namen der Lieferanten veröffentlicht. Derzeit stimmt der Verein die Kriterien mit der Zertifizierungsstelle ABCert ab, damit sie stimmig und überprüfbar sind.

Bettina Pabel

 

3bhf_2008_09_16_7_Nachhaltigkeit.mp3 3bhf_2008_09_16_7_Nachhaltigkeit.mp3 (4.16 MB)

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