Start / Ausgaben / BioPress 57 - November 2008 / Wer versorgt den Bio-Markt?

Wer versorgt den Bio-Markt?

Markus Rippin auf dem 3. Bio Handels-Forum

Der Bio-Boom ist nicht zu Ende, wie Markus Rippin von AgroMilagro research auf dem 3. Bio Handels-Forum in Köln bestätigte. Im Frische­sortiment konnten beispielsweise Fleisch und Eier nicht nur ein Umsatz- sondern auch ein Absatzwachstum verzeichnen. Bei anderen Frischeprodukten ging das Absatzwachstum dagegen zurück. Auffällig war die negative Entwicklung im Umsatz mit Kartoffeln.

"Die Bereitschaft für Bio mehr Geld auszugeben, ist besonders bei Brot, Kartoffeln, ­Frischgemüse und Käse geringer", analysierte Rippin. Je nach Einkaufsstätte unterscheidet sich die Situation dabei. Der Einzelhandel war mit mehreren Warengruppen erfolgreich, was teilweise auf ihre Neueinführung zurückzuführen ist: Der Umsatz mit Kaltgetränken wuchs um 200, mit Wein und Sekt um 130, mit Obstkonserven um 70 Prozent. Milch und an­dere Molkereiprodukte gehörten ebenfalls zu den Gewinnern. Bei allen betrachteten 260 Warengruppen nahm der Umsatz um 33 Prozent zu.

Der Naturkostfachhandel (NFH) verzeichnete im Mopro-Bereich durchgängig ein positives Umsatz- und Absatzwachstum. Doch könnte er mehr vom Bio-Boom profitieren, wenn er seine Fachkompetenz besser nutze. Die insgesamt aber verringerte Wachstumsgeschwindigkeit sei in Anbetracht der fortgeschrittenen Distribution und der steigenden Preise keine Überraschung.

Anforderungen an künftige Marketing­strategien

Trotz aller Schwierigkeiten, ist der Bio-Boom für Rippin nicht zu Ende. Das GfK Haushaltspanel hat gezeigt, dass im Jahr 2007 rund 22 Prozent aller Haushalte als Premiumkäufer eingestuft werden können. Sie gelte es, mit klaren Kaufargumenten für Bio zu gewinnen. "Ökologische, soziale und ethische Werte erleben eine Renaissance, und die Ansprüche an die Glaubwürdigkeit steigen", ergänzte Rippin. Bio decke den Wunsch nach solchen nachhaltigen Konzepten.

Der Handel müsse aber seine  Präsentationsformen anpassen, etwa Bio-Fleisch professioneller darbieten. Neben persönlichen Verkostungen sollte der Handel zudem seine Kommunikationsmaßnahmen verstärken. Man könnte den Kunden unter anderem über die Bio-Produktion informieren, bestimmte Produktvorzüge nennen oder globale Zusammenhänge darstellen.

International gesehen, hat der Bio-Markt in der Zeit von 2005 bis 2007 eine sehr heterogene Entwicklung durchgemacht. Betrachtet man die Verteilung der Einkaufsstätten, ist der LEH ganz klar in Schweden, Norwegen und Finnland führend, und auch sonst gut vertreten. Der Naturkostfachhandel dominiert in Spanien, Italien, Griechenland und Polen. Die Deutschen kaufen Bio zu mehr als 50 Prozent im LEH und zu 28 Prozent im NFH. Ebenso variieren die Anteile am Gesamtumsatz je nach Lebensmittel.

Die EU muss ihren Bedarf dabei zunehmend über Importe decken. Um die eigene Rohstoffversorgung zu sichern, riet Rippin zu verbindlicher, partnerschaftlicher Zusammenarbeit aller Handelspartner, inklusive der Hersteller. Erforderlich sei ein langfristiges, nachhaltiges Konzept von der Erzeugung bis zur Vermarktung.


Unter anderem müssten Verarbeiter besser miteinander kooperieren. "Um alle Anstregungen im Bereich Qualität, Nachhaltigkeit, Umweltschutz und soziale Standards zu realisieren, sind Investitionen nötig. Aber diese werden sich langfristig rentieren, da sich die Verbraucher mit den Unternehmen und den Produkten dann besser identifizieren können und loyaler werden", schloss Rippin.

Bettina Pabel

 

3bhf_2008_09_17_3_Marktversorgung.mp3 3bhf_2008_09_17_3_Marktversorgung.mp3 (8.25 MB)

[ Artikel drucken ]