Bio ist anders

Kritische Verbraucher hinterfragen auch Bioprodukte. Da ist es gut, Argumente zu wissen, die ihre besondere Qualität belegen. Teils bekannte, teils neue Fakten zu ökologisch erzeugten Lebensmitteln gab Kathrin Seidel vom Schweizer FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau) ihren Zuhörern mit. Sie bezog sich dabei auf Ergeb­nisse des EU Forschungsprojektes QLIF (Quality Low Input Foods), das die Qualität, Sicherheit und Produk­tivität des Ökolandbaus weiter verbessern soll.


Kathrin Seidel vom Schweizer FiBL
Kathrin Seidel stellte eine Studie aus Großbritannien und Dänemark zur Qualität von Bio-Milch vor. Danach geben Kühe bessere Milch, wenn sie gemäß der Bio-Richtlinien vorwiegend auf unbehandelten Weiden gehalten und mit einem hohen Raufutteranteil gefüttert werden. Im Vergleich zu Milch aus konventionellen Betrieben mit hohem Kraftfutter-Anteil enthielt die Bio-Milch erheblich mehr an antioxidativ wirkenden Carotinoiden und Vitamin E.

Ebenfalls hoch war der Ge­halt an wertvollen Fettsäuren, besonders an der essentiellen alpha-Linolensäure, einer mehrfach ungesättigten Ome­ga-3-Fettsäure, und an konjugierten Linolsäuren, CLA. Die vor allem bei Weidehaltung gebildeten CLA sollen unter anderem die Immunaktivität steigern und das Risiko für Diabetes oder Krebs senken.

Ein weiteres wichtiges Bio-Kriterium ist die Tiergesundheit, bei der der Ökolandbau einen präventiven Ansatz verfolgt. Beispielsweise werden widerstandfähigere Rassen gewählt und homöopathische Arzneimittel bevorzugt. In den meisten konventionellen Betrieben setzen die Landwirte dagegen auf Antibiotika und andere Tierarzneimittel.

Über Milch, Fleisch und Trinkwasser werden die Rückstände vom Menschen aufgenommen. Das kann zu Resistenzen gegen Antibiotika führen. Im Ernstfall führt das zur Wirkungslosigkeit von Medikamenten.

Als dritten Punkt gab Kathrin Seidel einen Überblick über wertmindernde und wertgebende Inhaltsstoffe in Lebensmitteln. Wertmindernd sind unter anderem Pestizide, Nitrat oder Mykotoxine (Pilzgifte), wobei konventionelles Obst und Gemüse trotz aller Kontrollen immer noch oft mit Pestizidrückständen belastet ist. In den seltenen Fällen, bei denen Bio-Ware beanstandet wird, liegt die Ursache überwiegend bei Abdrift, Altlasten, Verschleppung oder Mischen mit konventioneller Ware.

Als wertgebend gelten dagegen zum Beispiel Vitamine, Ballaststoffe oder sekundäre Pflanzenstoffe. Ihr Gehalt hängt stark von der Anbauweise, der Witterung, Sorte, Lagerung und Reifephase bei der Ernte ab. 

Seine Fortsetzung findet der ökologische Ansatz während der Verarbeitung. Beispielsweise ist nur rund ein sechstel der allgemein erlaubten Zusatzstoffe für Bio zugelassen. Durch hygienische, besonders schonende Methoden gelingt es den Bio-Betrieben in der Regel auch, ohne Zusatztoffe hervorragende Produkte herzustellen.

Bettina Pabel

 

3bhf_2008_09_17_8_Was_ist_anders_an_Bio.mp3 3bhf_2008_09_17_8_Was_ist_anders_an_Bio.mp3 (8.88 MB)

 

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