Start / Ausgaben / BioPress 53 - November 2007 / Zurück zu den Wurzeln

Zurück zu den Wurzeln

Experten diskutieren über Rückverfolgbarkeitssysteme

Gesunde, schadstofffreie Produkte, Nachhaltigkeit und Umweltschutz zählen zu wichtigen kaufentscheidenden Zusatznutzen - sofern sie glaubhaft sind. Die Branche reagiert mit unterschiedlichen Rückverfolgbarkeitssystemen, um Transparenz vom Regal bis zum Feld zu schaffen.
Teilnehmer: Christoph Soika, CSC Bio-Consulting (ganz re.), Alexander Kottmayr, Altdorfer Bio Fleisch (e. v. re.), Jörg Große-Lochtmann, Naturland Marktgesellschaft (3. v. re.) , Dr. Eckhard Benner, Verbraucherzentrale Baden-Württemberg (3.v. li.), Dr. Volker Schick, Iglo GmbH (ganz li.). Moderation: Dr. Robert Hermanowski, FiBL Deutschland (2. v. li.).

Bereits nach der Verordnung (EG) Nr.178/2002 müssen Hersteller die Rückverfolgbarkeit ihrer Waren sicherstellen. Dr. Eckhard Benner, VZ Baden-Württemberg, führte exemplarisch die Eier-Kennzeichnung und Ohrmarken bei Vieh an. Aber was ist mit verarbeiteten Teilstücken wie Wurst?

Probleme entstünden häufig an Schnittstellen, etwa zwischen kleinstrukturierten Landwirtschaftsbetrieben und Verarbeiter. Anstatt jeweils nur eine Produktionsstufe vor und zurück zu sichern, plädierte Benner für eine IT-gestützte Dokumentation entlang der gesamten Wertschöpfungskette, in der Art des Forschungsprojekts IT FoodTrace.

Für Hersteller ist Rückverfolgbarkeit auch dafür wichtig, dass die Marke keinen Schaden nimmt. Sicherstellung und Kommunikation bei Iglo erläuterte Dr. Volker Schick.


Woher zum Beispiel ein Paket Tiefkühlspinat stammt, erfährt man im Internet über einen aufgedruckten Code und die Produktionszeit. Der Erzeuger wird in Wort und Bild vorgestellt, wobei das System bewusst nicht zu komplex sei. Iglo nutze dabei die vorhandene elektronische Datenerfassung aus der Produktion und versuche trotz kontinuierlicher Prozesse den Bereich der Vermischung von verschiedenen Lieferanten möglichst klein zu halten.

Jörg Große-Lochtmann stellte die Qualitätsinitiative ‚Bio-mit-Gesicht’ der Naturland Marktgesellschaft vor: Hier soll der Verbraucher den Erzeuger im Internet ‚besuchen’ können, ebenfalls über eine eingegebene Nummer. Der Nutzer gelangt zu einem anschaulichen Portrait des Erzeugerbetriebs. Weitere Stufen der Lebensmittelkette und die dahinter stehenden Menschen sollen über Verlinkungen sichtbar werden.

Die Diskussion zeigte, dass bei drei Fragen Klärungsbedarf besteht:

  • Was ist bei Mischpartien oder Multikomponentenprodukten technisch machbar?

  • Wieviel Information braucht der Verbraucher?

  • Will der Handel überhaupt eine vertiefende Rückverfolgbarkeit?

Christoph Soika gab aus Sicht des Handels zu bedenken, dass Rückverfolgbarkeit über das Gesetz hinaus für den Handel ein Instrument dazu sei, Vertrauen beim Verbraucher zu schaffen und sich am Markt zu positionieren. Sie könne jedoch nicht die Qualitätssicherungssysteme ersetzten

Bettina Pabel

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