Sortimente
Superfood und Nahrungsergänzung
Eigene Gesundheit zählt zu den wichtigsten Megatrends

Spätestens seit Corona ist die individuelle Gesundheit ein beherrschendes Thema. Bei der Auswahl von hilfreichen Lebensmitteln sind die Menschen aber kritischer als früher und achten auf Qualität und Transparenz. All das spricht für Bio, wobei das Angebot an Produkten und Zulieferern deutlich gewachsen ist.
Zu den aktuellen Trendthemen im Bereich gesundheitsförderlicher Lebensmittel gehören eine Stärkung des Immunsystems, gesundes Altern und Frauengesundheit. Mit Blick auf die unsichere Weltlage kommen dazu das Bedürfnis nach Beruhigung, besserem Schlaf und neuer Energie.
Hersteller und Kaufleute können Verbraucher bei der Suche nach geeigneten Produkten unterstützen – mit einer bewussten Produktauswahl und zumindest einer Basis-Beratungskompetenz. Es bieten sich zum einen Nahrungsergänzungsmittel an und zum anderen Superfood-Pulver bis hin zu Fertigprodukten wie Honig, Saft oder Tee und sogar Bonbons.
Superfood: Um den Begriff an sich war es ein paar Jahre lang stiller geworden, nicht aber um die Lebensmittel selbst. Und jetzt zeigt sich der Trend wieder deutlich, wobei etwa Açaí, Aronia oder Weizengras durch Ingwer, Kurkuma, Mikroalgen wie grüne Spirulina, Hanf, Maca und Ashwagandha ergänzt werden. Nicht selten finden sich insbesondere diese Produkte oder daraus gewonnene Essenzen in Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) wieder.
Ein Plus für die Gesundheit leicht gemacht
Der Markt für NEM ist riesig und weiterhin wachsend: Statista beziffert für Deutschland in den letzten fünf Jahren ein Umsatzplus von rund 29 Prozent auf annähernd drei Milliarden Euro. Rechtlich als Lebensmittel und nicht etwa als Arzneimittel geltend, sollen sie die normale Ernährung bei einem Mangel mit wichtigen Nährstoffen ergänzen. Neben den genannten Superfoods lassen sich als typische Beispiele auch allgemein Antioxidantien, Vitamin C, Zink, Eisen oder Omega-3-Fettsäuren nennen.
Angeboten werden die Supplemente entweder als Pulver, Kapseln oder Tabletten, Flüssigkeit oder Spray, manchmal auch als Getränk und ausgewählte Lebensmittel. Immer vorgeschrieben ist dabei die Angabe der empfohlenen täglichen Verzehrsmenge.
Werbeaussagen sind übrigens erlaubt, aber nur wenn bestimmte Regeln eingehalten werden. Vor allem muss eine Aussage wahr und verständlich sein, so dass Verbraucher nicht irregeführt werden. Das betrifft insbesondere zugesagte gesundheitliche Wirkungen. Dementsprechend dürfen NEM nur unter bestimmten Bedingungen mit zugelassenen Gesundheitsangaben (Health Claims) beworben werden.
Über allem steht, dass ein Produkt sicher sein muss. Ganz im Unterschied zu den zahlreichen intransparenten Produkten, die im Internet kursieren, ist man mit Bio-Markenprodukten auf der sicheren Seite. In der Regel stammen Vitamine und Mineralstoffe außerdem aus natürlichen Quellen wie Curryblatt (Eisen), Pilzen (Vitamin D, Flechten) oder roten Beeren (Antioxidantien).
Unnötige synthetische Zusatzstoffe von Aromen oder Farbstoffen bis zu Trennmitteln bleiben dagegen außen vor. Stattdessen sollen gegebenenfalls bestimmte natürliche Zusätze die Bio-Verfügbarkeit verbessern, zum Beispiel Schwarzer Pfeffer bei Kurkuma.
Erfahrenheit schafft Vertrauen
Manchmal braucht es vielleicht die richtige Zeit. Als Raab Vitalfood und GSE vor 35 beziehungsweise 30 Jahren gegründet wurden, waren Nahrungsergänzungsmittel und besondere Pflanzenpulver in Bio-Qualität noch Neuland. Heute sind die beiden Hersteller etabliert.
GSE sieht sich in Deutschland sogar als Marktführer für pflanzliche NEM. Orientierung im umfassenden Sortiment gibt eine Gliederung in Anwendungsgebiete von Immunsystem bis Konzentration & Gedächtnis. Je nach Inhaltsstoffen handelt es sich um Säfte, Tablettenpresslinge und selten Kapseln – aktuell bei den neuen ProMiba (Bio) Kapseln mit aktiven Milchsäurebakterien. Wie alle Bio-Anbieter greift GSE dabei auf vegane HPMC-Kapseln (eine bearbeitete Cellulose) zurück. Mit dem Ziel, pflanzliche Nahrungsergänzung, die ohne synthetische Stoffe auskommt, verfügbar zu machen, werden Nährstoffe aus der gesamten Pflanze verwendet, die im natürlichen Verbund vorliegen.
Raab betont, dass man wissenschaftlich basiert auf eine sinnvolle Dosierung achte, keine unnötigen Zusätze verwende und die Herkunft der Pflanzen nenne. Mit Ingwer, Kurkuma, Ashwagandha, Hagebuttenpulver, Chlorella und Co. werden verschiedene Themen bedient, wobei Raab aktuell die Stärkung des Immunsystems, gesundes Altern und Frauengesundheit als ihre Haupttrends nennt.
Natsana beweist, dass auch jüngere Unternehmen mit dem Sortiment Erfolg haben können. Wobei die Multi-Channelstrategie zur Bekanntheit beitragen dürfte. Mit der deutschen Marke Nature Love sind sie mit ihren Kapseln, Tabletten, Tropfen und Öl auch in ausgewählten Filialen des Lebensmitteleinzelhandels und Drogeriemärkten vertreten.
Rund 20 der selbst entwickelten Nahrungsergänzungsmittel haben bereits Bio-Qualität, und es sollen Nature Love zufolge mehr werden. Aktuell erfreuen sich dabei Kurkuma, Ashwagandha (auch als indischer Ginseng oder Schlafbeere bekannt), Schwarzkümmelöl und neuerdings Bittertropfen ohne Alkohol besonders großer Beliebtheit.
Spezialisten
Andere Anbieter, so wie Dr. Heilbrunner, legen den Schwerpunkt auf ein oder wenige Produkte. In diesem Fall auf zertifiziertes Bio-Ashwagandha. Der Hersteller gewinnt das bei der Zielgruppe derzeit populäre Supplement mit ayurvedischer Tradition statt aus Wurzeln aus speziellen Mikroalgen, wobei er diese im Photoreaktor vor Umwelteinflüssen geschützt in einem eigenen Werk anbaut. Als Antioxydans in hoch dosierten Kapseln und Pulvern dominiert es das Angebot des Unternehmens.
Eine Alternative bei den Angebotsvarianten stellen kleine Tropfglasflaschen dar, mit der sich Nahrungsergänzungsmittel in flüssiger Form leicht dosieren lassen. In solchen bietet Dr. Kappl sogenannte Oxymele an. Thematisch geht es bei den Oxymelen einmal mehr um Balance, Energie und Kraft. Die Sorte ‚Innere Harmonie‘ ist laut Geschäftsführer Dr. Andreas Kappl „der heutigen Zeit voller Krisen geschuldet“.
Die Basis bilden Bio-Blütenhonig und -Apfelessig, die mit Auszügen aus Superfood-Wurzeln, Kräutern, Gewürzen und Reishi oder anderen Vitalpilzen angereichert werden. Solche Pilze, bei Dr. Kappl auch in Kapseln erhältlich, bilden in Deutschland zwar ein Nischenprodukt. Doch gerade bei Menschen, die sich für die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) interessieren, sind sichere, hochwertige Nahrungsergänzungen mit den Pilzen gesucht.
Stichwort Vitalpilze: good mood foods greift das Thema in Form eines kreativen Sortiments aus Vitalpilzextrakten und Vitalpilzkakaos auf – mit Cordyceps, Hericium, Reishi und mehr. Für diesen April kündigt das Unternehmen außerdem einen Vitalpilzkakao ohne Zucker an. Erhältlich sind sowohl Großgebinde als auch kleine Doypacks und Blockbodenbeutel.
Gefragt nach den Marktchancen sagt Simon Ehinger aus der Geschäftsführung, die Marktsituation sei gut. Die Menschen entwickelten zunehmend ein Bewusstsein für Gesundheit und gleichzeitig Nachhaltigkeit. In Zukunft werde der Markt vermutlich noch vielfältiger und sexy – in dem Sinne, dass die Verpackungen ansprechender und die Marken lebendiger werden.
Die Zielgruppe erweitern
Die Unterscheidung zwischen Nahrungsergänzungsmitteln, Superfood und Lebensmitteln des täglichen Bedarfs ist oft fließend. In diese übergreifende Gruppe fallen zum Beispiel Getränke und Getränkepulver, Honig, Öle oder Würzmittel sowie Tees mit besonderen Inhaltsstoffen.
Um auch neue Zielgruppen anzusprechen, hat etwa Haus Rabenhorst vor ein paar Jahren begonnen, das Sortiment an Fruchtgetränken zu erweitern: zum einen mit den Rotbäckchen Vital-Säften als Nahrungsergänzungsmittel samt Dosierbecher und zum anderen mit einigen Mehrfruchtsäften unter der Marke Rabenhorst. In sinnvoller Dosierung – das betont das Unternehmen – sorgen hier natürliche Quellen für die angesprochenen Nährstoffe und Effekte.
Beim neuen Rabenhorst-Saft ‚für die Abwehrkräfte‘ stammt das ausgelobte Vitamin C beispielsweise aus Acerolabeeren. Beim ebenfalls neuen ‚Innere Ruhe‘ arbeitet die Kelterei mit Passionsblume, Kamille und Melisse in Form von Kräutertee. ‚Gesunder Blutdruck‘ schließlich hat die Berechtigung für seinen Namen durch kaliumreiche Rote Bete und Banane. Angesprochen werden sollen generell Jung und Alt.
Im Fachhandel groß geworden, haben Beutelsbacher und Voelkel den Trend ebenfalls aufgegriffen. Letztere ergänzen ihre Superfood-Shots aktuell durch eine kühlfrische Saftkomposition mit Ingwer und Spirulina sowie durch einen überraschenden Smoothie mit der Alge. Damit trauen sie sich auch an eine andere Farbigkeit. Die Kelterei Beutelsbacher sorgt dagegen unter anderem mit einem innovativen Hot-Shot mit Tomate plus Ingwer in der praktischen 200-Milliliter-Mehrwegflasche, drei funktionalen Getränken zur Nahrungsergänzung (Pro Immun) und haltbarem Kombucha in der Longneck-Flasche für Aufmerksamkeit.
Bekannter für fruchtige Nahrungsergänzungen dürfte Medicura Naturprodukte sein. Das Gros machen zahlreiche Superfruitsäfte aus. Ergänzt werden diese durch einige Kapseln mit hochkonzentrierter Chlorella, Spirulina und Gerstengras. Eher jüngere Verbraucher im Blick hat vermutlich das Start-up Kumema, das ein Saftgetränk mit Gewürz-Superfoods (Ingwer, Kurkuma und Maca) in Passionsblumentee kreiert hat.
Sinnbild für wohltuende Naturprodukte: Honig
Bio-Honige erfreuen sich schon an sich hoher Beliebtheit. Hoyer ist hier zum einen durch bekannte Sortenhonige und zum anderen garantiert echten Manuka-Honig etabliert. Manuka ist eine hochpreisige und oft verfälschte Spezialität aus Neuseeland, der durch den enthaltenen Wirkstoff MGO (Methylglyoxal) antibakterielle Eigenschaften hat. Hoyer bezieht den Bio-Manuka-Honig in Originalabfüllung exklusiv und direkt von TranzAlpine und fungiert zugleich als Distributeur für eigene Produkte des führenden Bio-Honigproduzenten Neuseelands.
Das NEM-Portfolio umfasst außerdem Kapseln mit Gelée Royale, dem Futtersaft für die Bienenkönigin, und Propolis-Produkte, mit dem Schutzstoff der Bienen. Auf der Biofach 2024 stellte das Unternehmen passend dazu – und zu den ebenfalls angebotenen Kapseln mit aktiven Milchsäure-Kulturen für den Darm – ein alkohol-freies Spray für Hals und Rachen mit Manuka und Propolis vor. „Nahrungsergänzungsmittel bereichern unser Sortiment seit Jahren; die Nachfrage nimmt stetig zu“, stellt Anna Hoyer fest. „Dabei interessieren sich auch immer mehr jüngere Menschen dafür.“ In vielen Fällen müsse es nicht gleich ein Arzneimittel sein.
Smarte Ergänzung für unterwegs
Eine gewisse Süße und ernährungsphysiologischer Nutzen schließen sich nicht aus. Das zeigt sich im Erfolg von Hoyers aromatischen Halspastillen mit Manuka als Schnelldreher in der Erkältungszeit. TranzAlpine hat seinerseits reine Minisachets mit dem Edelhonig neu aufgenommen. Und bei GSE gibt es neuerdings mehrere Sorten NutriGummis als smarte Nahrungsergänzungsmittel mit pflanzlichen und bio-zertifizierten Vitaminen und Mineralstoffen.
Zu den Lebensmitteln, die gern mit Superfoods aufgewertet werden, gehören Protein- und andere Riegel. Hans Brainfood will auf diese Weise insbesondere sportlich Aktive und Menschen, die durch bewusste Ernährung zu ihrer Vitalität beitragen möchten, erreichen. Ein zweites Standbein baut sich das junge Unternehmen in Form von pflanzlichen Proteinpulvern auf. Die geschmacksneutrale und cremig-lösliche Proteinmischung aus Hanf- und Erbsenprotein sowie Reis kommt ohne Zusatzstoffe und Süßungsmittel aus und wurde auf der Biofach gleich zum Best New Product gewählt.
Ölmühlen reagieren auf die Nachfrage
Bio-Schwarzkümmelöl ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch manche Hersteller von Bio-Speiseölen jetzt Öle mit Gesundheitsplus anbieten. Bio-Schwarzkümmel (Nigella sativa) stammt meist aus Ägypten und hat dort eine lange Tradition als Lebens- und Heilmittel. Bei uns gilt es unter anderem als Antioxidans, das Körperzellen vor freien Radikalen und Entzündungen schützen oder sich positiv auf den Cholesterinspiegel auswirken soll. Zu verdanken ist dies dem Thymochinon, dem Hauptbestandteil des ätherischen Samenöls.
Die Allgäuer Ölmühle ergänzt mit Schwarzkümmelöl ihre neue Linie mit NEM-Kapseln, wozu etwa auch Bio-Hanfölkapseln und Bio-Leinölkapseln gehören. Bei Bio Planète finden Kunden dagegen das apart pfeffrige Öl direkt in flüssiger Form und unterstützt mit Vitamin D aus Pilzen. Nahrungsergänzung, die auch schmeckt.
Bettina Pabel
Hinter den Produkten, ob ausgelobtes Nahrungsergänzungsmittel oder übliches Lebensmittel, stehen nicht selten B2B- oder Lohnhersteller. Als spezialisierte Hersteller verfügen diese über die technischen Maschinen, um die gewünschten Kapseln, Pulver etc. nach hohen Hygiene- und Sicherheitsstands zu produzieren. Überwiegend stellen sie sowohl Bio- als auch konventionelle Produkte her.
Die Experten für Superfood Amazonia Bio und UHTC stehen exemplarisch dafür, dass aus B2B-Erfahrung heraus eigene Produkte für Endverbraucher entstehen. Erstere bieten eine große Auswahl schonend hergestellter Produkte aus den Amazonas-Regionen an, die sich als Pulver, Pürees oder Konzentrate in entsprechenden Lebensmitteln wiederfinden. Ob Açaí, Acerola, Guarana oder anderes – dank des Firmensitzes in Belgien und dem Zwischenlager in Portugal sei eine schnelle Lieferung gesichert. UHTC ist seit 20 Jahren mit Naturprodukten aus Peru auf dem Markt, die über Biosa, Österreich vertrieben werden. Heute würden Maca, Camu Camu, Kakao und mehr von namhaften Firmen weltweit verwendet und seien als eigene Endprodukte in über 3.000 Verkaufspunkten erhältlich.
Auch sonst legen die B2B-Unternehmen oft eigene Schwerpunkte. MediGrün Pharma hebt unter anderem hervor, dass sie zu den ersten Anbietern von Flüssigverkapselungen für öllösliche Stoffe gehörten. In eine ähnliche Richtung geht Bio Pharmatec Dr. M. Grün mit Pulvern in ölgefüllten Kapseln, die die zielgerichtete Freisetzung im Körper verbessern sollen. Nietiet wiederum verweist darauf, dass man auch Rezepturentwicklung anbiete.
Thanma, Evergreen-foods oder Jongerius ecoduna konzentrieren sich auf Pulver oder Tabletten. Thanma zum Beispiel bietet dabei vor allem Grassaftpulver an, die sich zur Herstellung natürlicher Nahrungsergänzungen sowie von grünfarbigen Smoothiepulvern oder Vitaminriegeln anböten.