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Wo steht BIO im SEH?

Selbstständige Lebensmittelhändler nehmen teil an der Marktumfrage zu Bio-Vollsortimenten – Ergebnisse als Grundlage für Zukunftsentscheidungen

Wo steht BIO im SEH?

Der Blick auf den Biomarkt muss neu justiert werden. Die Inflationsangst hat die Biokunden kalt erwischt und ihre Einkaufsgewohnheiten und den Biomarkt radikal verändert. Rund 20 Prozent Einbruch im Fachhandel und die Flucht in die vermeintlich billigen Discounter. Doch schon vor der Hysterie konnten Veränderungen wahrgenommen werden. Den fehlenden Vollsortimenten zum Trotz, vor allem im Frischebereich O+G, Käse, Fleisch und Brot, aber auch in den TK-Truhen, stieg das Biowachstum bei den Vollsortimentern. Mehr Biomarken im Trockensortiment und bessere Angebote bei Milch, Joghurt & Co. und auch im SB-Bereich für Wurst und Käse begünstigten die Abverkäufe.

Bio ist im Mainstream angekommen. Das bedeutet jedoch nur, dass mehr Druck in den Kessel geraten ist und nicht, dass schon alles läuft, wie es könnte oder sollte. Die Grundsortimente bei Discountern und im LEH schaffen Mengen, aber noch kein Vollsortiment, das einen rundum Einkauf im Supermarkt der Wahl ermöglichen würde. Zwischen Verbänden und dem Handel funktioniert der Rohstofffluss. Jedoch hauptsächlich in die Eigenmarken des Handels.

Die Studie BIOimSEH 2023

Während die Vorstufen an alle ihre Filialen und die Outlets der Kaufleute denken müssen, ist der SEH, sind die Kaufleute, unbeschwerter und beweglicher. Was Ihnen zum Bio-Vollsortiment fehlt und welche Strukturen angepasst werden müssten, soll die Studie BIOimSEH 2023 herausfinden.

Für eindeutige Aussagen fehlen bisher für alle verwertbare Daten. Auf Knopfdruck in der Rewe-Warenwirtschaft lassen sich die Bio-Umsatzanteile anzeigen. Das erfuhr die bioPress bei der kleinen Umfrage BIOimSEH im letzten Herbst von einer Kauffrau, die das erst entdeckte, nachdem sie zu ihrem Bio-Umsatzanteil befragt wurde. Elf Prozent, so die überraschende Erkenntnis!

Wo stehen die Vollsortimenter mit ihrem Anspruch an die Biovermarktung? Was können sie erreichen, wenn sie sich die richtigen Ziele setzen. Und wohin könnte der SEH, die selbstständigen Kaufleute, seine Bio-Angebote entwickeln? Was erwarten die Kunden und wie kann man dem gerecht werden?

Strategien im Bio-Geschäft

Welchen Stellenwert messen die Kaufleute der Biovermarktung bei und aus welchem Grund sind sie in das Bio-Geschäft eingestiegen? Es gibt Chancen und Hemmnisse sowie Probleme bei der Entwicklung des Bio-Angebots. Einerseits stecken die auf der Absatzseite bei der Nachfrage, den Kaufbarrieren und den Preisen, andererseits auf der Beschaffungsseite bei fehlenden Lieferanten- und Marktstrukturen.

Die Studie lenkt den Blick auf alle Bereiche: Frische, Mopro, Fleisch, Obst und Gemüse, Brot, Fisch, Trockensortiment, Süßwaren, Genussmittel, Nährmittel oder Getränke und sucht damit Vergleiche mit den Gründen für die Abverkäufe im herkömmlichen Angebot. Es kommt darauf an, welche Entwicklungen gesehen werden und ob Maßnahmen dazu eingeleitet werden sollen.

Beschaffungsmanagement

Kaufleute kennen die besonderen Wünsche an ihrem Standort. Selbst kurze Entfernungen zwischen zwei Filialen können schon Unterschiede ausmachen. Sind die Angebote erst einmal auf die Kunden abgestimmt, stellt sich oft die Frage nach dem wer liefert was. Auch die Kriterien für die Produktauswahl sind unterschiedlich. Verfügbarkeit, der Preis, Geschmack, Bekanntheit der Marke, Herstellerservice, Innovationsgrad, Haltbarkeit, Herkunft und Regionalität können Entscheidungskriterien sein. Für die Vielfalt im Angebot sind verschiedene Informationsquellen ausschlaggebend. In der Studie werden Kaufleute auch um Auskunft über ihre Entscheidungskriterien gebeten und darüber, ob sie Sortimente und Platzierungen über Kennzahlen steuern.

Vertrieb, Einkauf und Preispolitik

Ein entscheidender Faktor für den Abverkauf ist die Platzierung der Produkte im Frische- und Trockensortiment. Am einfachsten ist die Blockplatzierung und/oder Shop-In-Shop-System. Zuordnung in die Warengruppen verlangt mehr Aufwand. Sonderaufbauten und erfolgreiche Verkaufsförderungsmaßnahmen wollen durchdacht sein. Es stellt sich auch die Frage nach den Werbemaßnahmen. Wird über den Preis geworben oder stehen Qualität und besondere Ereignisse im Vordergrund?

Oft wird die Verantwortung für Bio an dafür ausgesuchte Mitarbeitende gegeben. Welche Qualifikation müssen die mitbringen und gibt es Schulungen für das Personal? Ein erfolgreiches Bio-Sortiment setzt die gute Zusammenarbeit zwischen Einkauf und Vertrieb voraus, die auch über Listungen und Auslistungen entscheiden müssen. Und letztendlich ist auch die Preispolitik ein zentraler Baustein.

Lieferantenmanagement

Kaufleute müssen die wichtigsten Bio-Marken und Bio-Hersteller kennen. Die Übersicht über die zehntausenden Bio-Artikel bringt den entscheidenden Vorteil im Wettbewerb. Viel vom Gleichen liefern Dachmarken und Eigenmarken. Großhändler mit Bio-Marken bieten Abwechslung für Alleinstellungsmerkmale. Von Regionallieferanten wie Bäckern oder Metzgern kommen Bio-Produkte, die den Ein-Platz-Bioeinkauf erst möglich machen.

Fragen zur besonderen Logistik und den Kriterien für die Lieferantenauswahl und der Zufriedenheit mit denselben schließen die Studie ab. Dabei sind die Betreuung und die Sympathie, die Preis- und Marktführerschaft, die Lieferfrequenz und die Zuverlässigkeit bezüglich Terminen und Menge so bedeutsam wie Kooperationsfähigkeit und -bereitschaft, Vertrauenswürdigkeit oder Kreativität.

Nicht zuletzt wird es für eine Partnerschaft auch auf die Gewährleistung durch Zertifikate und digitale Anbindung ankom­men. Haben die Kaufleute ein Bewertungsschema für die Lieferanten und nutzen sie E-Commerz/das Internet für den Einkauf oder das Kundenshopping?.

Die Studie BIOimSEH stellt den aktuellen Status quo als zeitgemäße Grundlage für zukunftsfähige Entscheidungen für die selbstständigen Kaufleute zusammen. Davon profitieren die Anbieter und der Handel. Die Teilnehmer an der Studie erhalten die Ergebnisse kostenlos, ebenso wie die Sponsoren der Studie.

Erich Margrander

Teilnehmen können alle selbstständigen Lebensmittelkaufleute. Die Fragebögen stehen hier zur Verfügung: https://www.biopress.de/de/umfragen/add/0/bio_im_leh_2022.html

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