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AöL bewertet Nachhaltigkeitslabel als unzureichend

Product Environmental Footprint konterkariere Bio-Ansatz

AöL bewertet Nachhaltigkeitslabel als unzureichend © AöL
Die Podiumsteilnehmer der Tagung zur Nachhaltigkeitskennzeichnung: Heike Leitschuh (selbstständige Autorin/Beraterin), Marcus Wewer (Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft), Kathrin Jäckel (Bundesverband Naturkost Naturwaren), Anne Baumann (AöL)

Der Product Environmental Footprint (PEF) ist von der EU-Kommission als einheitliches Nachhaltigkeitslabel angedacht. In einer Tagung in Frankfurt Ende November haben die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL), das Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL) und das Ökoinstitut die Methodik und Umsetzbarkeit des PEF in Frage gestellt. Besser sei eine Weiterentwicklung der Bio-Verordnung.

„Umweltleistungen sind sehr komplex und daher nur unzureichend, oder auf bestimmte Kernaussagen fokussiert, in Labels darstellbar“, so Alexander Beck, geschäftsführender Vorstand der AöL. Bisherige Label-Ideen, darunter neben dem PEF auch der Planet Score und der Eco Score basierten auf der Lebenszyklusanalyse eines Produktes und auf effizienzgetriebenen Kriterien. Bei Nachhaltigkeit stünden aber Suffizienz und Kreislauforientierung im Vordergrund. Für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem sei die Fokussierung auf funktionale Kreisläufe, die ohne Ausplünderung der Natur funktionieren, zentral.

Nach Forschungen des FiBL würde es sehr lange dauern, ausreichende Datenerhebungen für die Berechnung des PEF zu erhalten. Daher müssten Unternehmen auf generische Daten zurückgreifen, die aber beispielsweise keine Regionalität miteinbeziehen. Auch der wesentliche Prozessansatz von Bio, der das Wirtschaften im Kreislauf umfasst, werde im PEF nicht abgebildet. Daher würde er – zumindest in seiner jetzigen Form den Bio-Ansatz konterkarieren.

Die AöL fordert daher, neben einer umfassenden Nachhaltigkeitskommunikation, vor allem eine Weiterentwicklung der Bio-Verordnung. Auf dem Weg zu 25 Prozent Bio im Jahr 2030 in der EU sei die Implementierung von weiteren Nachhaltigkeitsfaktoren in die Bio-Verordnung zielführender als die Einführung einer neuen Nachhaltigkeitskennzeichnung. Daneben sollten ökonomische Rahmenbedingungen etabliert werden, die die Vernutzung von freien Gütern einpreisen und damit die Externalisierung von Umweltkosten eindämmen.

Inwieweit der PEF als tatsächliches Siegel verpflichtend eingeführt wird, darüber herrscht im Moment noch Uneinigkeit. Vorgaben dazu wurden von EU-Seite auf 2023 verschoben.

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