Hersteller
Bio-Reis vom Fuße des Himalayas
Taj Food liefert Reis aus nachhaltigem Anbau in Pakistan, jetzt auch mit Eigenmarkenoption

Im Jahre 1993 gründete Azam Kadeer in der pakistanischen Provinz Punjab das Hersteller-Unternehmen Taj Food. Heute ist der hundertprozentige Bio-Betrieb zum größten Bio-Lieferanten aus Pakistan geworden und exportiert große Mengen an Reis nach Europa und in die USA – trotz Inflation, Transportschwierigkeiten und hohen Zollkosten.
Den europäischen Verkauf verantwortet das Verkaufsbüro Anabela Foods unter der Leitung von Anabela Alves, für den Transport in die USA ist Azams Sohn Hassieb Kadeer mit der Firma AKC Commodities zuständig. Dessen Bruder Ahsan Kadeer kümmert sich mittlerweile als Geschäftsführer um die Geschicke des Kernunternehmens in Punjab.
Über 350 Landwirte bewirtschaften dort momentan zusammen eine Fläche von 25.000 Hektar Land, alles bio-zertifiziert, und erzielen gemeinsam eine Erntemenge von 40.000 Megatonnen pro Jahr. Etwa 200 Angestellte kümmern sich in Taj Foods Fabrik um das Waschen, die Weiterverarbeitung und Verpackung des Grundnahrungsmittels. Sorten von Bio-Langkornreis über braunen Basmati bis hin zu himalayischem Naturreis und Risotto-geeignetem Arborio hat der Bio-Hersteller heute im Portfolio.
Hohe Lebensmittelsicherheit durch neutrale Audits
Seit April hat Pakistan mit Premierminister Shehbaz Sharif eine neue Regierung, die sich nun mitten in der Krise mit Rekordinflation und Klimawandel behaupten muss. Um sich über die Implikationen für Bio zu äußern, sei es noch zu früh, meinen Alves und Hassieb Kadeer. „Ich hoffe, die neue Regierung wird den Biolandbau wie schon ihre Vorgängerin unterstützen“, so Alves. Die Lebensmittelkontrollen und -standards seien in den letzten Jahren viel strenger geworden und würden weiter verbessert, sowohl im konventionellen als auch im Bio-Bereich, fügt Kadeer hinzu. Die Regierung tue viel dafür, um mehr Lebensmittelsicherheit zu fördern, und unterstütze neutrale Audits durch dritte Parteien.
Europa ist mit 70 Prozent der Umsätze der wichtigste Markt für Taj Food, gefolgt von den USA mit 30 Prozent. Die wichtigsten Absatzländer sind Deutschland und Belgien. Der Betrieb arbeitet ausschließlich mit Importeuren, die die Ware in Größenordnungen von 20.000 Kilogramm containerweise abnehmen.
Importschwierigkeiten durch Zölle, Inflation und Corona
Eingeschränkt werde die Geschäftstätigkeit Taj Foods in Europa durch den hohen Zoll. Die Kosten für den Import von weißem Reis seien dabei noch viel höher als die von braunem Naturreis. „Reis ist nach Weizen das am meisten konsumierte Nahrungsmittel auf der Welt“, so Kadeer. „Die Konsumenten essen allerdings viel mehr weißen Reis als braunen.“ Dabei achteten sie bei dem ‚normalen‘ Alltagsgericht sehr auf günstige Preise. Um den gesünderen braunen Vollkornreis überhaupt gewinnbringend einführen zu können, sei die Zusammenarbeit mit großen Importeuren unabdingbar.
„Für qualitativ hochwertiges Getreide mit einem hohen Nährwert braucht es auch qualitativ hochwertige Samen und einen qualitativ hochwertigen Boden“, meint Kadeer. Kunden in Europa und speziell Deutschland seien schon überdurchschnittlich wählerisch und zahlten für die gewünschte Qualität auch den entsprechenden Preis. Mit der fortschreitenden Inflation ohne steigende Gehälter und Einzelhändlern, die weiter auf ihrer 40-Prozent-Gewinnmarge bestünden, könne sich die Mittelschicht die nötigen Preise aber nicht ewig leisten und die Versorgung zum Problem werden. „Solange die Container beziehungsweise Schiffskapazitäten knapp sind und die Frachtraten auf diesem hohen Niveau bleiben, wird es keine Entspannung im Markt geben“, meint Alves.
Trockenreisanbau, direkter Kontakt und Bildungsarbeit
Im Anbau strebe Taj Food trotz oder gerade wegen der Krisensituation stets weiter danach, neue nachhaltige Methoden zu entwickeln. Im letzten Jahr wurden um die 500 Tonnen Reis als Trockenkultur angebaut, wodurch im Vergleich zum gewohnten Nassreisanbau viel Wasser eingespart werden konnte. In dieser Saison sollen 1.500 Tonnen Reis ohne Bewässerungseinsatz geerntet werden.
Taj Food sei kontinuierlich auf der Suche nach weiteren Landwirten und lege viel Wert auf die enge Zusammenarbeit. Interessierte Farmer erhielten Unterstützung dabei, neue Anbaumethoden zu probieren, bei denen auf Pestizide verzichtet und über gesunde Böden dennoch eine gute Ernte erzielt werden kann.
Die gemeinnützige ‚Taj Welfare Foundation‘, die Anfang der 2010er Jahre nahe der pakistanischen Hauptstadt Lahore gegründet wurde (siehe bioPress 102/2020), baue ihr soziales Engagement ebenfalls weiter aus, und installiere in den ländlichen Gebieten um das Fabrikgelände herum so viele Wasseraufbereitungsanlagen wie möglich. Mit Hilfe einer Partnerorganisation würden den Arbeitern aktuell um die 2.000 Reis-Mahlzeiten pro Tag zur Verfügung gestellt.
Auch mit der Bildungsarbeit gehe es voran: Die Taj Welfare-Stiftung arbeite direkt mit sieben Mädchenschulen zusammen, die sie mit Materialien, Schuluniformen und Kleidern sowie bei der herausfordernden Suche und Anstellung guter Lehrer unterstütze.
Erstmals Eigenmarkenoption für die USA
Seit den frühen 2000ern sind AKC Commodities und Taj Food bei der Biofach dabei und haben seither jährlich Präsenz gezeigt, auch bei der Messeausgabe in den USA. Von der Biofach-Sommerausgabe erhofft sich Alves interessante Gespräche mit den wichtigsten Leuten der Branche – „wie schon auf der letzten Anuga“. „Die Biofach Deutschland war bisher eine der wertvollsten Messeerfahrungen für uns als Unternehmen, da sie uns die beste Gelegenheit geboten hat, sowohl bestehende Kunden als auch starke neue potenzielle Kunden zu treffen“, meint Kadeer.
Besucher des Gemeinschaftsstandes in Halle 2, Stand 250 können sich dieses Jahr erstmals auf eine breite Palette von Eigenmarkenoptionen freuen, die in Packungen von ein oder zwei Kilogramm für Distributoren oder den Einzelhandel verfügbar sind. Darunter ist Ware in verschiedenen nachhaltigen Verpackungen: ob vollständig recycelbar, wiederverwendbar oder biologisch abbaubar. Für die Ernährungswende und die Konsumentenbedürfnisse der Zukunft nach einer möglichst umweltschonenden und zugleich einfach zuzubereitenden Mahlzeit sieht sich das Unternehmen gut gewappnet: Ende 2023 sollen als konveniente Neuheit erstmals Quickmeals auf den Markt kommen.
Lena Renner