Markt
Steigende Rohstoffpreise im Backwarenmarkt
Deutsche Großbäckereien veröffentlichen neue Zahlen

Die gestrige Jahrespressekonferenz des Verbands Deutscher Großbäckereien gab Einblicke in den aktuellen Backwarenmarkt in Deutschland. Die Anzahl der Bäckereien ist demnach weiter rückläufig; Umsatzzuwächse gab es nur bei den Betrieben mit mehr als 1 Million Euro Umsatz. Bedenklich sind die starken Preissteigerungen im Rohstoffmarkt, die vermutlich auf den Klimawandel und Konflikte um Rohstoffquellen zurückzuführen sind.
In Deutschland repräsentieren Filial- und Lieferbäckereien den weitaus größten Teil des Branchenumsatzes. 2019 (neuere statistische Zahlen liegen noch nicht vor) erreichte der Branchenumsatz insgesamt rund 21 Milliarden Euro. Der Marktanteil der Lieferbäckereien wird auf rund 45 Prozent geschätzt, Filialbäckereien machen etwa40 Prozent aus. Rund 15 Prozent vom Gesamtumsatz erzielten Kleinbetriebe mit bis zu 1 Million Euro Jahresumsatz.
Steigende Kosten belasten die Betriebsergebnisse der Bäckereien. Die Hauptbrotgetreidearten Weizen und Roggen sind preislich zum Vorjahr um 60 Prozent (Weizen) und 70 Prozent (Roggen) gestiegen. Ursächlich seien schlechtere Qualitäten, ausgelöst vom Klimawandel. Während der Wachstumszeit gab es zu wenig Sonne und während der Erntezeit zu viel Regen. Der US-amerikanische Erntebericht weist darauf hin, dass die Weizenvorräte sehr stark reduziert worden sind.
Sonnenblumen- und Kürbiskerne sowie Leinsamen und Sesam sind im Preis um 30 Prozent zum Vorjahr teurer geworden. Die Preisentwicklung nach oben wird sich aller Voraussicht nach fortsetzen, insbesondere auch deshalb, weil chinesische Einfuhren kritisch bewertet werden. Auch Margarine und Obstsorten haben im Preis um 25 Prozent zugelegt.
Zu den steigenden Rohstoffpreisen kommen Preissteigerungen im Bereich von Logistik, Energie und Verpackung. Energiekosten haben sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Kartonagen für den Transport der Brote und Backwaren sowie Folien für das hygienische Verpacken sind um 30 bis 40 Prozent im Beschaffungspreis angestiegen, und auch die Preise für Brot-Etiketten sind um 20 bis 25 Prozent hinaufgegangen. Die Kosten für den Transport vom Herstellerbetrieb bis zum Lebensmitteleinzelhändler schlagen mit 40 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr zu Buche.
Auch für 2022 gebe es keine Entwarnung in Bezug auf die vielfältigen Kostensteigerungen. Als vermutete Ursachen nennt der Verband die weiter wachsende Weltbevölkerung sowie geopolitische Konflikte um die Sicherung von Rohstoffquellen. Der Klimawandel produziere zudem weitere Umweltschäden, die Ernteerträge gefährden.
Die Herausforderungen werden allen Akteuren der Branche jetzt und zukünftig viele gute Entscheidungen abverlangen, meint Ulrike Detmers, die dem Verband Deutscher Großbäckereien seit 2013 als Präsidentin vorsteht.