Messe
Die Anuga 2021 stellt sich vor
Die Ernährung ändert sich und damit auch die kommende Anuga
Das Leitthema der Anuga 2021 lautet ‚Transform‘, was die Pressekonferenz am 12. Mai präzisierte: Es geht vorrangig um den Wandel in der Ernährung. Hier stehen zwei Megatrends im Fokus: Gesundheit und Nachhaltigkeit. Der dritte Megatrend ‚Digitalisierung‘ betrifft die Messe selbst – sie ist als analog-digitale Hybrid-Veranstaltung geplant.
Oliver Frese, Chief Operating Officer (COO) der Koelnmesse, erläuterte das Leitthema ‚Transform‘: Ein globaler Wandel sei notwendig, genauer eine nachhaltige Ernährungswende. Diese zeige sich insbesondere im Bio-Segment. Hier rage als Sonderschau der Anuga Organic Market hervor, in dem mehr als 1.500 Bio-Produkte vorgestellt werden sollen.
Als einen Motor der Transformation nannte Frese die Corona-Pandemie. Sie habe die Menschen dazu veranlasst, mehr selbst zu kochen und sich gesünder zu ernähren. Das Thema ‚Gesundheit‘ stellte dementsprechend Franz-Martin Rausch, Hauptgeschäftsführer Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), heraus. Da Produkte zunehmend weniger Fett und Zucker enthielten, ändere sich auch der Geschmack – hier müsse der Verbraucher mitziehen. Zu- dem wies er auf den sinkenden Fleischkonsum hin. Daher kommen bei der Anuga 2021 neue Formate an den Start, etwa alternative Fleischproteine (Stichwort zelluläres Fleisch) und pflanzenbasierte Ernährung.
Hybride Anuga
Die Anuga 2021 soll als ‚Hybrid Trade Fair Experience‘ Teilnehmer und Besucher rund um die Welt erreichen. Dies ist eine Folge der Corona-Pandemie und könnte in Zukunft die Strahlkraft der Messe erweitern. Oliver Frese erläuterte das Konzept genauer:
- Produkte werden auch an digitalen Messeständen präsentiert.
- Veranstaltungen können auf virtuellen Bühnen verfolgt werden.
- In einem Kommunikations-Center könne man sich vielfältig treffen, etwa mit Video-, Audio-Konferenzen und Text-Chat oder in virtuellen Konferenzräumen.
- Ein virtuelles Messe-Café dient zum Kennenlernen und Verabreden.
Die persönliche Präsenz auf der Anuga sei noch immer wichtig, um Geschäftsfreunde zu treffen, Kontakte zu knüpfen und Lebensmittel sensorisch zu erleben. Um das zu ermöglichen, wurden Hygienekonzepte ausgearbeitet. Es gebe nun breitere Gänge, Abstandsregeln und eine digitale Registrierung. Die Besucherströme sollten damit so gelenkt werden, dass sie entzerrt werden.
Hier schaltete sich Karl Wehner hinzu, Managing Director der Alibaba Group für Deutschland, Schweiz, Österreich, mittel- und osteuropäische Länder, Türkei. Er erläuterte das höhere Niveau der Digitalisierung in China. Beispielsweise verbänden Live-Streamings mit Kochkursen die Möglichkeit, Produkte etwa von Nestle und anderen Firmen direkt einzukaufen. Da sich China schneller von der Pandemie erholt habe, würden die chinesischen Konsumenten den ‚new retail‘, also ‚neuen Einzelhandel‘ stark nutzen. Die an Ali Pay angeschlossenen Freshippo stores etwa würden 60 Prozent aller Verkäufe online abwickeln.
Oliver Frese bezog dies auf die Anuga zurück, die als hybride Veranstaltung eine Herausforderung darstelle. Indem sie das Erlebnis ins Netz verlängere, könne sie möglicherweise über das ganze Jahr hinweg, statt wie sonst nur alle zwei Jahre, präsent sein.
Der große Bogen
Den gesellschaftlichen Wandel in Bezug auf Nahrungsmittel stellte Daniel Anthes vor, Diplom-Wirtschaftsgeograph und Berater des Zukunftsinstituts Frankfurt am Main. Da er sich direkt im Essen spiegele, veranschaulichte er die Zukunft mittels einer Banane: Ihre Kurvenform verläuft wie in Diagrammen des menschengemachten Klimawandels und des exponentiellen Wachstums bei Food-Innovationen. Die Frucht selbst steht mitten in der Problematik von Monokulturen: Da 94 Prozent des Anbaus aus einer Sorte besteht, nimmt eine momentane Pilzerkrankung bedrohliche Ausmaße an. Abschließend zitierte er Bill Gates mit den Worten ‚Food is ripe for reinvention‘, also ‚Essen ist bereit für eine Neuerfindung‘.
Als Treiber für Food-Innovationen machte Anthes Avantgardisten aus, die einen Ernährungsstil vorlebten, und so Produkte in den Mainstream brächten. Beispiele wären die Tendenz von regional zu ‚brutal lokal‘ und die personalisierte Ernährung auf der Basis einer Genom-Analyse.
Dirk Hartmann