Grüne Woche
Systemwechsel gefragt
Es braucht einen Systemwechsel hin zu einer nachhaltigen Produktion und einer Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten. Das erklärten zur digitalen Grünen Woche, die heute beginnt, der Fraktionsvorsitzende der Grünen Anton Hofreiter und Renate Künast, Grünen-Sprecherin für Ernährungs- und Tierschutzpolitik.
„Gutes Essen braucht gute Zutaten und gute Verarbeitung“, erklärten Hofreiter und Künast. „Wie hoch die Qualität von Lebensmitteln ist, will normalerweise die Grüne Woche zeigen.“ Es handle sich dabei um die international wichtigste Messe für Ernährungs- und Landwirtschaft. Neben den Produkten bäuerlicher Landwirtschaft und einiger Manufakturen zeige die Messe aber die fortschreitende Industrialisierung der Lebensmittelproduktion. Genau diese Entwicklung gehe leider auf Kosten von Umwelt, Klima und Gesundheit. Welche Lebensmittel wir essen und produzieren, seien also zentrale Fragen unserer Zeit.
Die Bundesregierung setze jedoch vor allem auf Unverbindlichkeit und Masse und damit auf die Agroindustrie. So bleibe es beim ‚Wachse oder Weichen‘-Wettbewerb auf Kosten kleiner Betriebe und beim massiven Überschreiten der planetaren Grenzen. „Wir brauchen einen Systemwechsel hin zu einer nachhaltigen Produktion und einer Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten“, so die beiden Grünen-Politiker.
Für eine umfassende Agrar- und Ernährungswende brauche es einen vielfältigen Instrumentenmix. Die Bundesregierung müsse sich endlich für eine artgerechte Tierhaltung einsetzen. Die Erwartung der Grünen sei, dass sie eine Neuausrichtung der Europäischen Agrarpolitik unterstützt, regionale und dezentrale Erzeugung fördert und diese Förderung an Umwelt- und Klimaschutzauflagen bindet.
Für die Verbraucher dürfe es keine Detektivarbeit sein, herauszufinden, wie viel Zucker, Fett oder Salz in Lebensmitteln stecken. Eine Nährwertkennzeichnung in Form des Nutriscore auf Fertiglebensmitteln müsse europaweit für alle Lebensmittelproduzenten verbindlich vorgeschrieben und wissenschaftlich weiter entwickelt werden. Wir bräuchten eine neue Ernährungsumgebung durch verbindliche Reduktionsziele für Zucker, Salz und Fett in Fertiglebensmitteln und eine ausgewogene und gesunde Ernährung von Kitas bis zu Betriebskantinen und Krankenhäusern, die den Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung entspricht.